Home › Forums › ALLGEMEIN (öffentlich) › MULTIPLE PERSÖNLICHKEIT: Die Geschichte von Ella und ihren zwölf Ichs
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Leo.
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28/07/2023 at 9:43 #302064
Hab es einfach mal reinkopiert, lösche es später vielleicht wieder.
Naja, der Artikel ist von 1998. Der Spiegel ist manchmal auch ein wenig öde.
28/07/2023 at 10:08 #302065Danke, @Horbel, dass du mir den Spiegel-Artikel kopiert hast. Ich habe ihn jetzt gelesen.
Das ist ja der blanke Horror, was diesen “Patient:innen” von Seiten Psychiater:innen, Psycholog:innen und Autor:innen angetan wurde.
Ich bin ganz entsetzt. Sowas hatte ich nicht erwartet. Meine Güte, was es doch für Unmenschen gibt.
28/07/2023 at 10:12 #302066Ich würde den Spiegel-Artikel ruhig so stehen lassen, @Horbel. Ich denke, man sollte eh bei Psychiater:innen und Psycholog:innen vorsichtig sein, leider sind nicht alle gut.
Ich habe auch schon ganz schlechte Erfahrungen mit Klinikärzt:innen gemacht. Nicht solch einen Horror wie in dem Spiegelartikel geschildert, doch schlimm.
Die Klinik hier ist meinen persönlichen Erfahrungen nach leider ganz schlecht und da bin ich bei weitem nicht die Einzige, die damit so schlechte Erfahrungen gemacht hat.
28/07/2023 at 10:57 #302072Also das klingt natürlich krass mit den “Schwindlern”, aber ist eben so. Mit Psychosen, Schizophrenie oder Stimmenhören gibt es das Phänomen übrigens auch – auch mit Menschen, die sich bewusst selbst solche Zustände einreden, weil sie zu fasziniert oder verängstigt von ihnen sind oder sich wichtig machen wollen, oder einfach Menschen, die die Erkrankung vortäuschen um irgend einen Vorteil davon zu haben. Manchmal denke ich auch, vielleicht ist es bei manchen einfach das Erkennen der verschiedenen Facetten der eigenen Persönlichkeit, aber statt sie alle zu einem Gesamtbild zu integrieren, treiben sie künstlich Unterschiede dazwischen, die den Eindrück vermitteln können, es handele sich um verschiedene Persönlichkeiten, obwohl es eben nur die verschiedenen Facetten sind.
Man sollte deswegen denke ich nicht gleich das ganze Krankheitsbild in Zweifel ziehen. Denn es gibt sicherlich Betroffene, für die das bitterer Ernst ist, denen sehr schaden würde, wenn sie mit ihren Problemen nicht ernst genommen werden. Ich kenne das selbst aus eigener Erfarhrung – mit Schizophrenie ist das Leiden im Kopf, dort wo es andere nicht sehen. Wenn man dann auch noch gut darin ist, die Schwierigkeiten zu “überspielen” und möglichst unbeeinträchtigt von ihnen zu leben, glauben einem das viele nicht, zweifeln daran, ob das auch stimmt, was man erzählt, oder sie können sich gar nicht vorstellen, wie schlimm das ist, was man erlebt.
Ich selbst denke DID ist keine Erfindung, auch wenn in der Vergangenheit viel Schindluder damit getrieben wurde. Es ist einfach ein Reflex des Geistes, wenn er mit einer Situation nicht mehr klarkommt, dann kann es passieren dass das eigentlich Selbst zum Selbstschutz völlig zurücktritt, und einem anderen intuitiven Zustand, der in der Lage ist zu verkraften, die Oberhand lässt – das passiert vielen einfach unbewusst, aber bei manchen schweren Traumatisierungen, wenn da schlimme Taten aus dem Leben mitgenommen werden mussten, wo Menschen sich mit Gewalt von anderen genommen haben, was sie nicht nehmen sollten, kann es wohl zu einer völligen Spaltung des Selbst kommen inklusive Amnesie zwischen den Zuständen, und dann ist das DID. Ich glaube, wenn man zum Beispiel betrachtet, was mit manchen Menschen in Trance durch Hypnose, oder Drogen passieren kann – also Verlust der Erinnerung, völlige Enthemmtheit, sie könne scheinen wie jemand anderes – das kann eben dann im Geist passieren, und ich denke, dass jemandes Persönlichkeit auch aus durch Traumata im Bewussten Zustand aufgespalten werden kann, ist nicht überraschend in Hinsicht auf solche Dinge. Ich habe mich auch schon etwas mit Berichten Betroffener beschäftigt, interessant fand ich einen Bericht von einer Person, die wieder durch Therapie wieder integriert wurde, das heisst die Spaltung verloren und wieder zu einer einzelnen, zusammenhängenden Person geworden ist. Das Gefühl von Einsamkeit ist dann wohl für manche lange Zeit schwer zu ertragen.
Ob man bei’m Eingangsartikel urteilen sollte, ist das eingebildet oder ein Betrug, oder ein echtes Phänomen, das bleibt jedem selbst überlassen. Ich selbst finde diese Zitate aus dem Artikel dazu hilfreich:
Üblicherweise profitieren Schwindler in irgendeiner Weise davon, dass sie eine DID vortäuschen. Ella hatte hingegen nichts als Nachteile durch ihre psychische Störung. Ihre Persönlichkeiten sabotierten sich gegenseitig, ruinierten ihre Beziehungen und gefährdeten ihre schulischen Leistungen.
Das klingt für mich nicht nach Betrug, sondern nach einer ernsten psychischen Belastung. Im anderen Fall ging es ja um jemanden, der bewusst durch Artikel zu dem Phänomen bekannt werden wollte. Auch gibt es einige andere Fälle in der Hinsicht, etwa rund um die “satanic panic” in den USA, wo plötzlich viele Menschen mit angeblichen Missbrauchserfahrungen durch satanistische Kulte bekannt wurden, auch einige mit multiplen Persönlichkeiten, wo sich dann aber oft herausstellte, dass einige Geschichten nicht wahr sein konnten, sondern von ihren Psychologen durch suggestivfragen eingeredet wurden – die Betroffenen dachten teils, sie hätten duch Traumata die Erinnerungen an Rituale und Misshandlungen verloren, die so aber nicht stattgefunden haben konnten. Meist sind die Geschichten dazu auch sehr…extrem. Jedenfalls war das eine schlimme Sache, da es wahrscheinlich ja tatsächlich Menschen gibt, die in reale Situationen dieser Art geraten sind und tatsächlich missbraucht wurden etc., und solche Geschichten zu missbrauchen schaden den echten Opfern denke ich sehr und machen sie unglaubwürdig. Vielleicht ist es auch so, dass jemand mit DID nicht nur gegenüber des Verlustes eines zusamenhängenden Selbstes verwundbar ist, sondern auch was eine Verfremdung von Erinnerungen angeht? Zu dem Thema waren gerade Artikel im Spiegel, aber leider Bezahlartikel, so dass ich sie nicht verlinken kann.
30/07/2023 at 17:44 #302412Ich habe vor vielen Jahren die Diagnose dissoziative Identitätsstörung bekommen.
Ich würde schon behaupten, dass es die Störung gibt, aber nicht zwangsläufig so, wie sich das viele Menschen vorstellen. Oder das teilweise auf sozialen Medien im Internet dargestellt wird. Ich will da keine Fakes unterstellen, weil ich bin kein Arzt und ich kann niemanden über das Internet diagnostizieren.
Aber ich denke, dass man schon differenzieren muss zwischen Fällen aus den USA, die sich auf bestimmte Ärzte bezogen und eine Krankheit, die nachweislich existiert. Es wird heute absolut nicht mehr in Frage gestellt.
Ich kann nur von meiner Seite aus berichten, dass ich keine Persönlichkeitsanteile habe, wo die eine Persönlichkeit Rocker und die andere Persönlichkeit Punker oder wie auch immer ist.
Das alles gestaltet sich deutlich diffuser und zeigt sich vor allem dadurch, dass ich sehr viele Alltagsamnesien früher hatte, was dazu führte, dass ich quasi “verschiedene Leben parallel führte”. Und davon nichts wusste.
Ein Mensch, der keine Ahnung von dieser Diagnose hat, würde gar nicht darauf kommen, dass sie vorliegt. Und das ist eben gar nicht untypisch, denn das ist ein Aspekt der Krankheit. Nach Außen wirkt man häufig hochfunktional, weil dies die Alltagspersönlichkeit ist, die quasi funktioniert, wenn das gefordert wird.
Ich mag hier aber jetzt auch nicht zu viele Einblicke geben.
Ich bin der Meinung, dass diese Diagnose heute so nicht mehr zutrifft, weil ich inzwischen schon ein Bewusstsein für meine Anteile habe und auch teilweise im Hintergrund mitbekomme, wenn diese agieren.
Ich gehe auch nicht mit der Diagnose hausieren und gebe meistens deswegen nur einer höhergradige dissoziative Störung oder die kPTBS an.
Ich denke aber schon, dass man Menschen auch schweres Unrecht tut, in dem man ihnen eine Problematik abspricht, weil es fahrlässige Therapeuten gibt, die tatsächlich mit dieser Diagnose auch Schindluder betreiben, genauso wie es solche Menschen wohl auch im Internet gibt.
Denn es ist schon so, dass es Ursachen dafür gibt, warum sich die Identität als Kind nicht “integriert” und dadurch Persönlichkeiten/Emotionen/Zustände/Krankheitsempfindungen abgespalten werden.
Das ist nicht eingebildet, dass ist wirklich eine Tatsache.
30/07/2023 at 18:00 #302417Gute Beiträge von @ardentglow und @Leo, sehr aufschlussreich, finde ich.
Schönen Abend!
30/07/2023 at 18:05 #302419Ja, ich finde eure Beiträge auch sehr interessant und aufschlussreich, @Ardentglow und @Leo, danke dafür!
30/07/2023 at 18:09 #302421Ich glaube schon, dass es diese Krankheit gibt und ich habe auch schon selbst Menschen kennengelernt die das haben.
Sicher wird es überall schwarze Schafe geben, aber deshalb grundsätzlich zu behaupten es gäbe etwas gar nicht ist nicht mein Way of Thinking.
30/07/2023 at 19:05 #302434Ich habe das Buch “Aufschrei” von “Truddi Chase”, nach einer wahren Begebenheit, gelesen und in dem Buch geht es um DIS (dissoziative Identitätsstörung). Ich kann mir schon vorstellen, dass es das gibt, wenn ein Mensch sehr oft traumatisiert wurde.
31/07/2023 at 0:31 #302455es gibt übrigens auch auf YouTube eine sehr lange Schweizer Reportage zur Satanic Panic und das Einreden der DIS in diesem Satanismis Kontext.
ich selbst habe da keine richtige Meinung zu, weil ich habe keinen satanischen Hintergrund, bei mir ist es eine reaktive Störung.
bei DIS im Kontext von Satanismis geht es wohl darum, dass die DIS von Tätern gezielt hervor gerufen wurde. Da ich eben die Meinung vertrete, dass ich nicht beurteilen kann, ob das möglich ist, ob das passiert und dies bei mir definitiv nicht der Fall ist, kann ich da gar nicht viel zu sagen.
bei diesen Leuten ist es aber so, das weiß ich einfach durch Austausch, dass sie keine Traumata erinnern.das war bei mir nicht so, ich wusste immer, was passiert war, es ist aber so, dass Szenen, Emotionen zu Szenen, schmerzen usw abgespalten sind auf Anteile. Das zeigt sich dadurch, dass ich zu einem Täter anders stehe, als andere Anteile und das kann in meinem Fall dazu führen, dass Anteile mich halt beschimpfen, wenn ich Geheimnisse ausplaudere oder mich anders über die Person äußere, wie sie dazu stehen.
Und so ein Anteil kann zum Beispiel bei mir in den Vordergrund treten, wenn es zu einem Trigger kommt, weil ich die Emotionen gar nicht fühle/habe, aber dieser sie trägt und dann ausagiert und dafür habe ich dann früher komplette Amnesien gehabt und auch gar nicht gewusst, dass ich Amnesien habe, ich wusste einfach von gar nix.
heute weiß ich, dass sowas passieren entweder weil ich es sogar mitkriege, aber nicht eingreifen kann oder teilweise Erinnerungen, teilweise Amnesien habe.Die Schweizer Reportage ist jetzt nicht schlecht, aber ich finde sie schon sehr stimmungsmachend und nicht objektiv und das ist halt dann wieder fragwürdiger Journalismus, wenn man nicht offen an ein Thema herangeht.
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