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11/03/2023 at 10:25 #273158Anonymous
“Stimmen im Kopf”
Allerdings sind die Stimmen, die die indischen Patienten hören, weitaus weniger grausam als die der Amerikaner. Diese wurden durch die Stimmen meist aufgefordert, gewalttätige Handlungen an sich oder anderen vorzunehmen. Die indischen Patienten hingegen wurden von den Stimmen am häufigsten dazu aufgefordert, Hausarbeiten wie Kochen oder putzen zu verrichten. Vor allem waren es aber sexuelle Inhalte, die die Inder und Inderinnen hörten.
Die Studienteilnehmer aus Saudi Arabien berichteten von religiösen und spirituellen Inhalten, während die Engländer glaubten, Anweisungen und gehässige Kommentare zu hören. Entsprechend verschieden waren auch die Strategien, wie die Betroffenen mit den inneren Stimmen umgingen. Die Patienten aus England versuchten es mit Ablenkung und psychologischen Methoden, während diejenigen aus Saudi Arabien auf Gebete und anderen religiösen Praktiken zurückgriffen.
Auch wenn die inneren Stimmen von allen Patienten emotional ähnlich erlebt und bewertet werden, scheint also der Inhalts abhängig vom kulturellen Hintergrund zu sein.
11/03/2023 at 10:48 #273932AnonymousDas ist ja spannend @Ludwig. Hast du dazu noch mehr Infos?
11/03/2023 at 11:02 #274311Danke @Ludwig
Nun wissen wir, warum es in Indien 1,4 Milliarden Menschen gibt, die Amerikaner ständig Amokläufe machen und viele Araber Glaubenskrieger sind.11/03/2023 at 11:10 #274662Auch wenn die inneren Stimmen von allen Patienten emotional ähnlich erlebt und bewertet werden …
Ich meine mich zu erinnern, gelesen zu haben, dass man das nicht unbedingt so verallgemeinern kann, dass es also auch eine Minderheit von Menschen gibt, die ihre Stimmen als etwas Positives wahrnehmen. Das ist dann vor allem auch in anderen Kulturen der Fall, in denen Stimmen eher im Zusammenhang mit Visionen erlebt werden. Ich muss noch mal nachforschen, wo ich das gelesen habe, ich glaube, auf der Seite zur der “Hearing the Voice”-Studie von Angela Woods und Co.
11/03/2023 at 13:19 #275315AnonymousReligiöser Wahn trat in Ost−Berlin signifikant weniger häufig auf als in Regensburg (11,6 % zu 28,6 %).
Religiöser Wahn bei schizophren erkrankten Patienten ist im Wesentlichen ein kulturbedingtes Phänomen. In christlich−abendländischen Kulturen tritt er bei 20 ± 30 % schizophren erkrankter Patienten auf. Eine Auseinandersetzung mit christlichen Traditionen kann bei der Behandlung derartiger Patienten von Nutzen sein.
12/03/2023 at 12:17 #276602Ich glaube, man muss dabei bedenken, dass immer alle möglichen Wahninhalte denkbar sind, egal in welcher Kultur. Ich etwa hatte bereits alle Wahn- und Stimminhalte die in deinem Beispiel angeführt sind, und kenne genug andere Beispiele aus unserem Kulturkreis um zu wissen, dass bei uns der Wahn auch recht bunt sein kann. Es kommt auch darauf an, womit sich so ein Mensch sein Leben lang beschäftigt hat. Vielleicht ist es eher so, dass die Kultur bewirkt, welche Art von Wahninhalten häufiger vorkommen als andere.
Ich finde den Befund, dass Europäer oder Amerikaner eher rohe, gewalttätige, demütigende und zerstörerische, mit Hilflosigkeit verbundene und weniger spirituell verankerte Wahninhalte haben als Menschen anderer Kulturen bezeichnend für die Rohheit unserer Kultur. Ich denke, das ist alles eine Sache wodurch man geprägt wird und sich viel Beschäftigt, das kommt dann in den Wahninhalten eben gehäuft vor. Also Inder beschäftigen sich mehr mit Spiritualität und den unmittelbaren Aspekten des Lebens, und haben einen einfacheren Zugang dazu, während westliche Menschen eher rational geprägt sind und aus einer Kultur trockener zwischenmenschlicher Härte stammen, deswegen auch die Härte und leidhaftigkeit der Wahninhalte.
Religion befinde ich aber als besseren Wahninhalt als diesen “psychischen Missbrauch” den Westler häufiger erleben, da sie sinnstiftender ist und die Hoffnung auf Schutz, Hilfe und Befähigung beinhalten kann. Zudem können sich Menschen mit religiösem Wahn denke ich eher in Kulturen integrieren (wo Menschen mit psychischen Auffälligkeiten nicht so generell ausgegrenzt werden wie hier, etwa Afrika oder Asien), weil eben der Glauben bewirkt, dass das Erleben in ihrem Leben Sinn stiftet und keinen Keil zwischen die Menschen treibt, während die hier üblichen Wahninhalte oft zur Vereinzelung und zu einer Rolle am Rand der Gesellschaft führen, nicht nur wegen dem Wahn, der permanent vor anderen Ängstigt anstatt Sinn zum Leben zu geben, sondern durch die Art wie betroffene von anderen bewertet werden.
Vielleicht ist es bei mir auch so, dass mein Wahn zu unterschiedlich war, weil ich mich mein Leben lang immer geistig mit den unterschiedlichsten Dingen beschäftigt habe, und deswegen immer viel Wissen und viel Phantasie hatte. Etwa habe ich sehr früh als Kind angefangen viel zu lesen, auch anspruchsvollere Literatur, und das macht natürlich eine Masse von Geist, der Weisheit und Verstand geben kann, aber eben auch in einer Psychose Material für das Erleben bereitstellen kann, sowie aber auch viel Inspiration für einen besseren Umgang damit.
Ich muss sagen, ich bin sehr froh einen Glauben gefunden zu haben, der mir auch hilft mein Erleben zu erklären und besser damit umzugehen. Das war nicht immer leicht, denn in einer Psychose kann man auch religiös verwirrt werden, oder sich in Grössenwahn solcher Art verlieren, in Hamburg scheint ja gerade etwas schreckliches dieser Art passiert zu sein. Deswegen ist glaube ich auch wichtig, dass man solche Ding als verwundbare Person nicht ganz alleine macht, sondern mit anderen, die Erfahrung weitergeben können, mit den richtigen Menschen, die auch eine gute Absicht dahinter haben. Ich bete lieber, dass Gott mich vor meinen Plagen schützt, und mir immer weiter die Kraft gibt, mich gegen sie zu behaupten, als mich im Kummer über meinen Schmerz zu (üb-)ergeben und mich abseits der Einnahme von Medizin für kraft- und machtlos zu halten – und freue mich täglich über die Einsichten und die Motivation und Kraft, die mir der Glauben geben kann.
Deswegen denke ich auch teils, dass Religion bedeutet, dass nicht nur Vorstellungen für einen Wahn gelernt werden, sondern auch gleichzeitig tatsächlich dagegen nützliche Dinge, die befähigen mit der Situation besser umzugehen…wenn man denn das Glück hat, zur richtigen Zeit darauf zu treffen und es auch anzunehmen. Wird man hingegen von Horror- oder sonstigen Gewaltpornographie-Filmen, und einer Kultur der Eitelkeiten und Konkurrenz geprägt, dann bedeutet das, dass man ausser Gewalt und ihrer Hässlichkeit und eben dieser Gewalt als einzigem Mittel zur Auflösung der Probleme nichts kennt, was eine Psychose, in der genau das vorkommt, fatal machen kann. Vorbilder wie Jesus oder Buddha hingegen, haben sich ernsthaft geübt und dem Teufel widerstanden, um danach auszuziehen, andere durch Anleitung zur Nachfolge aus ihrem Leid zu befreien und bedingungslose Moral zu predigen. Dieser positive Einfluss durch das erlernte, macht vielleicht gerade aus, dass Menschen in Kulturen, wo Schizophrenie als spirituell aufgefasst und integriert wird, eben meist ohne grössere Probleme mit anderen zusammenleben können. Während in unserer Kultur oft Vereinzelung bzw. Vereinsamung und dann die Eskalation aus der Hilflosigkeit der Einsamkeit geschehen kann, da niemand da ist, der den Betroffenen bei der Hand nimmt und davon abhält, zu tief in den Karnickelbau abzurutschen. Ausserdem ist es wirklich hilfreich, dem psychotischen Erleben eine übersinnliche Bedeutung zuzuweisen, ich finde dass zumindest bei mir dadurch eine hilfreiche Unterscheidung zwischen dem als spirituell gedeuteten Leben und der tatsächlichen Welt stattfinden kann. Wenn man geistige Bedrängungen als Einfluss spiritueller Natur deuten, dann verfällt man nicht so schnell dem gefährlichen Gedanken, die Ursachen direkt in seinen Mitmenschen sehen zu wollen, wo Paranoia dann gefährliche Auswirkungen haben kann.
12/03/2023 at 15:59 #276639AnonymousIch denke in einer Psychose kommt eben das an die Oberfläche was man als Kind aufgenommen hat ? Das Bewußtsein wird vom Unbewußten geflutet und das Unbewußte wurde von uns in unserer Kindheit gefüllt ?
Meine Initialpsychose war durch und durch religiös, was die Sache aber nicht leichter gemacht hat ! Ich bin nun seit Jahren dabei mir religiöses Denken abzutrainieren, da ich bei religiösen Gedanken immer wieder psychotisch abtrifte !
12/03/2023 at 20:32 #276677Ich glaube zwar absolut nicht an Gott, lieber @Ardentglow, aber Du schreibst sehr viel Wahres zum Thema Religion im Zusammenhang mit Schizophrenie und Psychose!
Gerade wenn man die Erzählungen in den religösen Schriften der verschiedenen Religionen und die Geschichte der diversen Religionsstifter kennt, können sie einem schon einen guten Weg durch die Abgründe der Schizophrenie weisen, so lange man sie im Bezug darauf liest. Man darf dabei nur nicht wahnhaft werden, sondern sollte in all dem trotzdem bei sich und in der Realität bleiben…
So wie Du es schreibst, denke ich nämlich auch, dass die Religionsstifter ihre Mitmenschen vor einem Versagen in diesem “Test” und davor, sich auf einen Weg ins Unglück manövrieren zu lassen, warnen und schützen wollten. Sie sahen das aber Ganzheitlich, also als etwas, das alles Zusammenhänge im Leben betrifft.
Damals gab es ja kaum medizinische Hilfe gegen sowas und auch heute sind dei Möglichkeiten begrenzt. Man konnte nur damit leben oder sterben. So ist es in den armen Gegenden der Welt auch heute noch!
Ursprüngliche Medikation:400 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
Ab 04.03.2024:500 mg Amisulprid,5 mg Olanzapin,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
Ab 15.03.2024: 600 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril,4mg Doxagamma
Ab 22.04.2024, statt 600 mg Amisulprid, 400 und 150 mg
Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril
Ab 12.05. noch 500 mg Amisulprid + HCT+Doxa+Rami siehe oben!
Seit 16.07.24 zusätzlich eine Kaliumbrausetablette tgl.
Ab 02.11. 450mg, ab 09.11. 400 mg A.12/03/2023 at 21:33 #276682AnonymousFür Deutschland liegen leider keine Zahlen vor, aber verschiedene Studien aus der Schweiz und den USA geben an, dass für bis zu 85% der Schizophrenie-Patienten Religion und Spiritualität eine wichtige Rolle im Leben spielen.
So kann Religiosität vor allem zur Sinnfindung und –konstruktion beitragen und spielt eine zentrale Rolle im Prozess der Krankheitsbewältigung vieler Psychose-Erfahrener.
70 – 80% der befragten Psychose-Patienten sind überzeugt, dass ihre Psychose unverwechselbar ist, ihre Symptome konkrete Lebenserfahrungen spiegeln, eine Sprache sprechen und nicht nur beeinträchtigend, sondern auch lehrreich sein können.
Die Untersuchung zeigt, dass Religiosität bei Psychose-Erfahrenen weit verbreitet ist. So geben 78,3% der Befragten an, leicht bis tief gläubig zu sein und knapp 70% ziehen Trost und Kraft aus ihrem Glauben.
Ferner zeigen die Ergebnisse, dass religiöse Psychose-Erfahrene vielfältigere Sinnkonstruktionen aufweisen als nicht religiöse Psychose-Erfahrenen.
„Krankheit ist der kürzeste Weg zu Gott“, schreibt Ronald Mundhenk (2010, S. 27).
https://www.behindertenseelsorge-koeln.de/portfolio/religiositaet-bei-psychosen-fluch-oder-segen/
12/03/2023 at 22:18 #276686Interessanter Artikel, einige Dinge kann ich bestätigen. Der Sinn der Religiosität ist ja meist sein Leben nach bestimmten Vorstellungen auszurichten, bei einigen Religionen nach moralischen Aspekten. Ich glaube, allein das macht auf Dauer stärker und glücklicher, und bewirkt einen anderen Lebensweg, der besser und gesünder sein kann. Und eben, als spirituell denkender Mensch ist man nicht einfach nur dem Schrecken ausgesetzt, sondern erlebt, wenn es gut geht, ein geistiges Leben das auch befähigen kann.
Ich denke aber, das wird nicht nur in der Kindheit angelegt, sondern auch später. In der Kindheit lernen wir enorm viel und erleben viele prägende Dinge für uns. Aber viele Wahnvorstellungen, auch krass negative, sind bei vielen ja eher durch moderne Unterhaltung entstand, oder durch als Jugendliche oder Erwachsene erlebte Situationen. Viele Menschen, die über ihren Glauben sprechen, sprechen auch davon, dass sie ihn später im Leben finden und erst erlernen mussten, das geht also auch.
16/03/2023 at 21:29 #277410Ich habe ja einen eindeutigen Trigger wenn ich eine bestimmte Situation aus meiner Jugend wiedererlebe.
Da kommt sofort das bekannte psychotische Gefühl hoch.
Ich stand zu dem Zeitpunkt unter Drogen und Alkoholeinfluss und es ist (meinem Glauben nach, keine Beweise) dann eine Tragödie passiert, welche ich verdrängt hatte.
Erlebe ich das nun heute wieder kommt ne Flut an Symptomatik und unter anderem eben dieses “Psychosegefühl”.
Von daher schlage ich auch in @Ludwig seine Kerbe, wenn er über verdrängtes spricht.
Waypoint reached … Autopilot disabled
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