Das “Vier-Ohren-Modell” bei Psychosen

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  • #194939

    Hallo zusammen,

    das Vier-Ohren-Modell von Schultz von Thun ist mir mehrfach bisher begegnet.
    Seid ihr auch damit vertraut?

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    Demnach hat jede Aussage vier Botschaften: Ich-Botschaft, Du-Botschaft, Appell-Botschaft und Beziehungsbotschaft.

    Mich würde interessieren, inwiefern diese Botschaften in einer akuten Psychose vom Erkrankten verstanden werden und wie eure Erfahrungen damit sind. Wirkt dieses Modell überhaupt bei einer akuten Psychose? Was für einen Einfluss haben nicht-reale Stimmen in diesem Zusammenhang?


    Immer einmal mehr aufstehen, als hinfallen!

    • This topic was modified 3 Jahre ago by Cellardoor.
    #194967

    Hallo Cellardoor,

    Wirkt dieses Modell überhaupt bei einer akuten Psychose?

    meiner Erfahrung nach ist akut nicht gleich akut. Als ich akut wahnhaft war, konnte die Stärke des Wahns zeitlich schwanken. Bei leichten Frühsymptomen kann ich ein leichtes Als-ob-Gefühl bekommen, einen Wahn zu erleben, wovon ich mich bewusst distanzieren kann.

    Ein Effekt eines stark ausgeprägten Wahns war bei mir der, dass jegliche Information, die ich als Input wahrgenommen habe, sofort in meinen Wahn “verarbeitet” wurde.

    Daher glaube ich nicht, dass das Modell von Schulz von Thun eine Relevanz für meinen wahnhaften Zustand hatte. Halluzinationen, so auch akustische Halluzinationen können den Wahn verstärken.

    Mich würde interessieren, inwiefern diese Botschaften in einer akuten Psychose vom Erkrankten verstanden werden und wie eure Erfahrungen damit sind.

    Was sind hier Deine Meinungen und Erfahrungen?

    Vielleicht ist es generell eine gute Sache, mir zu überlegen, wie ich mit einem akut-wahnhaften Menschen kommunizieren sollte, um ihm zu helfen, ohne dass ich seinen Wahn verstärke. Ich glaube, dass es wichtig ist, sachlich, ruhig und zugewandt zu bleiben und so bald wie möglich eine professionelle Hilfe zu organisieren.

    LG,
    Mowa

    #194968

    Hallo @Cellardoor!

    In einer akuten Psychose beziehe ich einfach sehr viel auf mich, das gar nicht so gemeint ist. Ich sehe Botschaften zwischen den Worten und denke, andere meinen es nicht gut mit mir.


    -400 mg Amisulprid, 6 mg Doxazosin, 25 mg HCT und 5 mg Ramipril morgens, Abends 5 mg Ramipril
    -Zusätzlich alle zwei Tage eine Kaliumbrausetablette
    -Ab und zu A-Z Vitamine und Mineralstoffe ab 50
    -Zu fettreichen Mahlzeiten 2 Tbl. Formoline112
    -Bei Einschlafschwierigkeiten Hoggar Melatoninspray

    #194979
    Leo

      In der akuten Phase sind wahrscheinlich die wenigsten fähig sich noch so weit zu reflektieren. Ich finde dieses Model aber auch einfach für die alltägliche Kommunikation interessant. Es war mir bisher noch nicht begegnet, also vielen Dank dafür!

      #194995

      Ich glaube, von dem Autor habe ich mal ein Buch gelesen. Schön finde ich auch den Satz „Man kann nicht nicht kommunizieren“ von Watzlawik.

      #195007

      Schön finde ich auch den Satz „Man kann nicht nicht kommunizieren“ von Watzlawik.

      Danke @Hanseatic ! Diesen Satz wollte ich auch im Anfangsposting schreiben, wusste aber nicht mehr, von wem der kam.


      @Leo
      Gerne. Es ist wohl auch ein Modell, das für die alltägliche Kommunikation entworfen wurde. Ich glaube auch nicht, dass jemand, der akut ist, noch reflektiert dieses Modell anwenden kann.


      @Molly
      Das kenne ich teilweise auch. Ich sehe auch nicht nur die Botschaften zwischen den Worten, sondern interpretiere Mimik, Gestik und einige Dinge mehr als wichtige Botschaften, die mir etwas sagen sollen, was so gar nicht der Fall ist.

       

      Ein Effekt eines stark ausgeprägten Wahns war bei mir der, dass jegliche Information, die ich als Input wahrgenommen habe, sofort in meinen Wahn „verarbeitet“ wurde.

      Liebe @mowa, das beschreibt auch ganz gut meine Aufnahme von “Input” im psychotischen Zustand.

      Dennoch hatte es mal ein Psychiater geschafft, mich trotz Wahnzustand zu erreichen und mittels eines emotional heftigen Gesprächs wieder ein Stückchen näher Richtung Realität zu rücken. Bei einem späteren Termin meinte er, dass er einen “roten Faden” angewandt hätte. Es ist schon sehr lange her und vieles, was ich im Wahn erlebt hatte, habe ich bereits vergessen.
      Kennt ihr solche Taktiken auch?


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      #195016

      sondern interpretiere Mimik, Gestik und einige Dinge mehr als wichtige Botschaften, die mir etwas sagen sollen, was so gar nicht der Fall ist.

      Das kenne ich auch! Ich weiß da aber bis heute nicht, ob ich mir das nur eingebildet habe, oder ob es wirklich so war. Meine Schwiegermutter hatte nämlich gegrinst, als wir ihr mitteilten, dass mein Vater gestorben war. Meine Schwiegereltern konnten meine Eltern zwar nicht leiden, aber dass oder warum sie da wirklich gegrinst haben könnte…. :unsure: Ich weiß nicht!


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      #195017

      @Molly Ein Grinsen als Reaktion auf den Tod eines Menschen…das ist krass!

      Bei meiner ersten Psychose gab es einen Psychiater, den ich gefragt hatte, ob er der “Dolmetscher” sei. Ich weiß selbst nicht, wie ich darauf kam. Er fragte mich, wie ich darauf kam, worauf ich ihm keine Antwort geben konnte.


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      #195019

      @molly in das Grinsen kann man viel hinein interpretieren, zum Beispiel machen das Leute, wenn sie nicht wissen, wie sie emotional reagieren sollen. Gerade bei uns Schizos soll es ja zu unpassenden Emotionen kommen.

      #195023

      @Hanseatic, meine Schwiegermutter ist nicht Schizo.


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      #195024

      @molly Nein, ich wollte nicht sagen, dass sie schizo ist. Ich meine das eher wie in diesem Artikel 

      #195043

      Okay


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      #195067

      Gerade bei uns Schizos soll es ja zu unpassenden Emotionen kommen.

      Dazu fällt mir “metakognitives Training” ein. Das hat was mit der Deutung von Emotionen zu tun, glaube ich. Kennt sich jemand damit aus?


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      #195079

      Hallo Cellardoor, ich weiß nicht, wie “Metakognition” in Detail definiert ist, aber wenn wir “Kognition” mit “Informationsverarbeitung” übersetzen, dann bedeutet sie ja erstmal “Informationsverarbeitung über der Informationsverarbeitung”.

      Was ich vermute, was Metakognition ist und mir jedenfalls sehr gut hilft um dauerhaft seelisch stabil zu bleiben: Ich mache mir meine momentanen Vorgänge im Kopf (Gedanken, Gefühle) und den Kontext, in dem diese Vorgänge stattgefunden haben, bewusst. Dadurch grenze ich die Vorgänge und den Kontext für mich innerlich ein, das gibt mir Sicherheit, und ich kann das Bewusstgewordene loslassen.

      Z.B. wenn ich zu Hause am Arbeitstisch plötzlich einen lauten Knall höre und fühle dann für einen kurzen Augenblick Angst, dann halte ich diese Vorgänge kurz inne und fasse gedanklich zusammen, was passiert ist: Der Knall kam plötzlich, offenbar war die Quelle die benachbarte Baustelle. Es ist OK, dass ich kurz ängstlich wurde und es jetzt nicht mehr bin, denn es geht keine weitere Gefahr von der Baustelle aus.

      So eine Metakognitions(?)übung kann sehr schnell in einem Augenblick abgeschlossen sein. Ich übe das schon seit einigen Jahren, und inzwischen passiert das meistens fast unbewusst. Dadurch habe ich mir so etwas wie einen “redundanten mentalen Filter” installiert, zusätzlich zum “Hauptfilter”, den jeder Mensch hat und der bei mir störanfällig sein kann.

      #195183

      Danke @Mowa ! Der Filter ist eine gute Sache und ich freue mich, dass du ihn bewusst so trainiert hast, dass er ins Unbewusste übergangen ist.

      Ich meine, bei “metakognitivem Training” wird auch trainiert, wie verschiedene Emotionen auf den Erkrankten wirken. Das würde ja auch deine Erklärung mit beinhalten. Emotionen, z.B. in Form einer Mimik, die von einem Zweiten gesehen wird, ist ja auch eine Information für diesen Zweiten. Ich glaube, dass darauf dieses Training mit aufgebaut wird. Werde mich mal schlau machen. :-)


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