Beziehungsalltag

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  • #64225

    Seit einigen Monaten habe ich eine Beziehung zu einem psychoseerfahrenen Mann. Ich erlebe ihn als sehr gefühlvoll und warmherzig, aber auch als sehr irritierbar.

    Sein Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug ist mir sehr bewußt, ebenso sein oft schwieriges Verhältnis zu emotionaler und körperlicher Nähe. Ich glaube seinen Wunsch danach zu spüren, aber auch seine Angst … Ich möchte ihm einerseits zeigen, daß ich wirklich tief für ihn empfinde, andererseits möchte ich ihn auf keinen Fall unter Druck setzen. Es wäre für mich wirklich schön zu erfahren, wie andere Paare mit diesen Thema umgehen.

     

    #64226

    Ich verstehe die frage nicht ganz.

    #64227

    Was ich meine: mich würde interessieren, wie andere Paare mit den unterschiedlichen Bedürfnissen nach Nähe und Distanz umgehen.

    Als Beispiel: für mich ist eine spontane Umarmung einfach ein Ausdruck meiner Gefühle –  für ihn eine Irritation, vielleicht weil er nicht gleich einschätzen kann, warum das jetzt passiert oder auch, weil es zu nahe ist.

    #64231

    @josefina

    Ich glaube nicht, dass das etwas mit der Krankheit zu tun hat. Das was Du beschreibst, ist einfach eine persönliche Eigenheit.


    Tägliche Medikation:
    400 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 04.03.2024:
    500 mg Amisulprid
    5 mg Olanzapin
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 15.03.2024
    600 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril
    4mg Doxagamma

    #64240

    Ja, das sehe ich auch so! Aber trotzdem denke ich, daß das Thema “Nähe” für jemanden mit Schizophrenie eine andere Dimension hat –  Vielleicht liege ich auch falsch! Und genau deswegen interessiert mich der Austausch in diesem Forum!

    #64246

    Ich persönlich glaube, dass das Thema Nähe und Distanz so unterschiedlich und individuell ist wie es verschiedene Partnerschaften gibt.

    Stört dich denn das Verhalten deines Freundes?

    #64255

    Nein, es stört mich nicht! Ich halte mich für eine relativ stabile Persönlichkeit und liebe das Wesen dieses Menschen. Die Schizophrenie  sehe ich einfach als eine Art Thema, die er in die Beziehung mitbringt – so wie ich halt andere. Ich möchte nur einfach behutsam damit umgehen. In meinem Umfeld sind Beziehungen mit Partnern, die auf den ersten Blick nicht “stark” sind, irgendwie ein Tabu und deswegen suche ich nach anderen Sichtweisen!

    #64259

    @Josefina

    Natürlich kann es sein, dass Plussymptomatik wie zB. Stimmen hören oder Paranoia deinem Freund die Freude am Kontakt mit anderen Menschen nehmen. Ein passendes Medikament kann das aber vielleicht herunterdimmen. Das Problem daran ist nur, dass sich die Nebenwirkungen dieser Medikamente wiederum meistens auf die Libido und den inneren Antrieb des Medikamentenkonsumenten auswirkt. Dann ist sowieso nicht mehr viel mit Sex und der Betreffende wirkt eventuell faul. Das hat aber wie gesagt eher mit den Medikamenten, als mit der Krankheit an sich zu tun.


    Tägliche Medikation:
    400 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 04.03.2024:
    500 mg Amisulprid
    5 mg Olanzapin
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 15.03.2024
    600 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril
    4mg Doxagamma

    #64262

    Genau wie Du sagst: eigentlich ist es weniger die Schizophrenie als die Nebenwirkungen! Habt Ihr “Betroffene” Ideen, wie ich mich verhalten könnte, um ihn zu unterstützen?

     

    #64265

    @josefina

    Du musst einfach Geduld haben. Zu viel von ihm zu erwarten kann ziemlich kontraproduktiv sein. Das könnte seine Psychose wieder anheizen. Nimm ihn wie er ist und genieße die Zeit mit ihm. Wenn er Mut fasst, wird er schon von selbst Ideen äußern.


    Tägliche Medikation:
    400 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 04.03.2024:
    500 mg Amisulprid
    5 mg Olanzapin
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 15.03.2024
    600 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril
    4mg Doxagamma

    #64271

    @molly

    Genau das empfinde ich als richtig! Danke für Deine Antwort!

     

    #64279
    Anonym

      Was ich meine: mich würde interessieren, wie andere Paare mit den unterschiedlichen Bedürfnissen nach Nähe und Distanz umgehen. Als Beispiel: für mich ist eine spontane Umarmung einfach ein Ausdruck meiner Gefühle – für ihn eine Irritation, vielleicht weil er nicht gleich einschätzen kann, warum das jetzt passiert oder auch, weil es zu nahe ist.

      Dann geh doch in einen Swingerclub und häng dir ein Schild mit “Ich bin NICHT schizophren”, dann wird alles normal. Besonders das Umarmen.

      #64280

      Hallo Christine!

      Ich glaube, Du hast mich da ganz falsch verstanden!

      #64289
      Anonym

        Hallo josefina,

        die Frage, inwieweit es Probleme mit einem Schizophrenen geben kann, ist eigentlich zum Einen eine ganz normale Beziehungsfrage, zum Anderen ist es auch die Frage, wie stark seine Krankheit ihn einschränkt.

        Die Schwere der Erkrankung ist wirklich völlig individuell und es gibt auch unterschiedliche Verlaufsformen. Einige haben eine psychotische Episode und das war es dann. Andere haben mehrere schwere Episoden und danach wird es wieder normal. Wieder andere haben ständig wieder Episoden und so weiter. Das ist das Eine, was sich unterscheidet.

        Das Andere, was sich unterscheidet, das ist auch die Persönlichkeit. Zwar haben alle Psychoseerfahrenen die Eigenschaft, dass sie mal mindestens eine Psychose erlebt haben, und sie können sich dann über ihre Erfahrung damit austauschen, und diese Erfahrung teilen Gesunde nicht, aber ansonsten gibt es auch ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, Persönlichkeitsakzentuierungen und Persönlichkeitsstörungen. Das Psychoseerfahrene ist nur die Gemeinsamkeit, aber die Frage, welche Persönlichkeit dahinter steht, ist damit noch lange nicht beantwortet. Meine Ärztin sagte mir auch einmal, dass bei jemandem mit Psychose das die wichtigste Diagnose ist und darauf die Therapie ausgerichtet ist, aber dass das eben nichts über die sonstige Persönlichkeit aussagt.

        Deshalb ist es aussenstehend schwer, nun genau zu sagen, wie Du am besten mit Deinem Partner umgehen kannst oder sollst. Als ich heiraten wollte, da bin ich mit meiner zukünftigen Frau zu meinem Psychologen gegangen und wir haben ihn gefragt, inwieweit es mit mir möglich sei, eine ganz normale Ehe zu führen. Und da sagte er, dass das durchaus kein Problem sei. Wir haben dann auch geheiratet, aber die Ehe ist dann eben nach 7 Jahren wieder auseinander gegangen, was ich jetzt hier nicht vertiefe.

        Jedenfalls sei Dir gesagt, dass es ein Erklärungsmodell für die Psychosen gibt. Das ist das Vulnerabilitäts-Stress-Modell, was davon ausgeht, dass jeder Mensch eine für ihn typische Vulnerabilität, also Verletzbarkeit, hat, und diese Verletzbarkeit ist bei Leuten mit Psychoseerfahrung besonders hoch. Deshalb können sie viel weniger Stress ab als Normale. Stress kann dabei genau so negativer Stress, was man allgemein als Stress bezeichnet, sein, als auch positiver Stress, das sind Verliebtheit, Heiraten, Umziehen, Urlaub, also gemeinhin als positiv erlebte Dinge. Aber auch diese sind Stress, der eine Psychose auslösen kann. Eigentlich kann jede Veränderung ob zum Guten oder zum Schlechten eine Psychose auslösen. Deshalb tendieren Leute mit Psychoseerfahrung auch dazu, ihr Lebensumfeld möglichst stabil zu halten, und gehen nicht gerne Risiken ein. Auch eine Beziehung ist natürlich ein Risiko, denn eine Beziehung impliziert auch immer die Möglichkeit der Trennung. Für mich beispielsweise ist eine Beziehung wunderschön, aber eine Trennung ist eine Katastrophe, die bei mir einen psychotischen Schub oder zumindest eine Krise auslösen kann, die dann dazu führt, dass ich wieder ins Krankenhaus muss. Das ist eigentlich mein größtes Risiko. Deshalb bin ich in Beziehungen sehr vorsichtig, mich darauf auch wirklich einzulassen.

        Viele Grüße

        Grenfell

        #64314
        Anonym

          @grenfell echt schön beschrieben! voll auf den Punkt gebracht.

          Josefina (meine Diagnose schizoaffektive Störung mit depressiver ) die Stressgeschichte kann ich nur bestätigen, oder wenn man sich unter Druck fühlt.

          Ich z.B. habe die “Eigenheit” merkte ich auf Reha deutlich im Stuhlkreis Gruppe immer genügend Abstand zum Nachbarn zu brauchen. Beim Abschied wo mich F/M manche umarmt haben spontan war es aber voll ok.

          Brauche genug Freiraum habe mich immer als Freigeist gesehen, merke aber immer deutlicher das ist meine Art Energie zu tanken. Also in den Wald zu gehen etc.

          PS: Beziehungen führe ich keine mehr weil ich ein Gelübde abgelegt habe wie eine Schwester. Lebe aber schon länger ohne Beziehung.

          LgBernadette

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