Verfasste Forenbeiträge
-
AutorBeiträge
-
Ich sehe das so, dass es durchaus alternative Bewusstseinszustände gibt, die ermöglichen, den „normalen“ Verstand zu transzendieren und zu tieferen Erkenntnissen zu gelangen oder transformative Erfahrungen zu machen; aber nicht bei jedem alternativen Bewusstseinszustand handelt es sich um ein Erleuchtungs- / mystisches oder sonstwie transzendentes Erlebnis. Die meisten sind wohl eher geistiger Müll, so auch Psychosen.
So ein mit Tachyonen harmonisiertes T-Shirt brauche ich auch! Ich meine, hey Mann, das ist in einem elektrischen Vakuum (!) harmonisiert! Vielleicht bringt das ja die Hurra-Atome in meinem Hypothalamus so richtig in Wallung! Schließlich sterben wir nur, weil sich die Atome in unserem Körper langweilen … das habe ich schon vor Jahren von … äh … einer Folge Deep Space Nine gelernt.
Es gibt Krankheiten bzw. Symptome, die kann man wohl als Mahnung auffassen, seinen Lebensstil zu überdenken, aber Krebs oder Malaria zählen sicherlich nicht dazu. Und irgendeinen esoterischen Sinn würde ich darin auch nicht sehen.
Die Krankheit Schizophrenie andererseits will einem natürlich etwas sagen – im wahrsten Sinne des Wortes – nämlich wenn man Stimmen hört! Die hören sogar mitunter gar nicht auf, einem etwas zu sagen, aber ob dahinter ein tieferer Sinn verborgen liegt, darf man zumindest bezweifeln. ;)
Hier ist übrigens noch einmal ein kleiner Nachtrag zum Thema „Macht unsere Arbeit krank“?
Den Report selber kann man hier herunterladen:
https://www.happinessandwork.de/info/happiness_and_work_report
Ich habe den Report noch nicht ganz gelesen, sondern nur kurz überflogen. Es hat mich aber überrascht, wie hoch das empfundene Arbeitsglück der Deutschen ist. Ich hätte es niedriger vermutet. Wobei der Artikel in der RP natürlich zu Recht anmerkt, dass dies nur für bestimmte Branchen gilt. Ich fand es trotzdem ganz interessant.
Ich wollte kurz etwas zu Karma schreiben, weil ich gestern einen Podcast von Alan Watts zum Dao De Jing gehört habe, in dem er auch darüber sprach. Die Perspektive entstammt also eher der chinesischen Philosophie, mit Anklängen aus dem Zen-Buddhismus, als dem Hinduismus, der womöglich eine etwas andere Sichtweise auf das Karma hat.
Jedenfalls ist laut chinesischer Philosophie unsere Vorstellung der Kontinuität in der Zeit eine Illusion: Der Frühling wird nicht zum Sommer – es gibt den Frühling, dann gibt es den Sommer. Die Person, die jetzt diese Zeilen liest, ist nicht die gleiche wie die, die später ins Bett geht. Zeit ist eine Folge von Momenten; man könnte sagen, die chinesische Philosophie „atomisiert“ mit dieser Sichtweise die Zeit.
Dennoch erliegen wir der Illusion von Kontinuität fortwährend, wenn wir über unsere Vergangenheit sinnieren – wer wir sind, wie wir zu diesem Moment gekommen sind – oder unserer Zukunft entgegenblicken. Ja, ohne diese Kontinuität in der Zeit könnten wir zum Beispiel keine Melodien hören, denn die Folge von Tönen, die Intervalle, ergeben nur Sinn, wenn ich mich an die vorherigen Töne erinnere und die noch kommenden erwarte; ohne die Illusion könnte ich auch Gesprochenes oder Geschriebenes nicht verstehen und Sinnzusammenhänge herstellen.
Was hat das mit Karma zu tun? Karma ist die Kontinuität unseres Lebens, die Geschichte über uns selbst, die wir uns in jedem Augenblick erzählen, die wir von einem Moment zum nächsten mitschleppen, immerfort. Und Befreiung von Karma heißt, aus dieser Kontinuität herauszutreten, die Illusion der Kontinuität in der Zeit zu erkennen.
Irgendein weiser Zen-Mönch meinte auf die Frage, wie der Geist eines Kindes beschaffen sei: wie ein Ball auf einem Gebirgsbach. Watts erwähnt hier einen chinesischen Begriff (Nai oder so ähnlich), der etwa bedeutet: Gedanke nach Gedanke nach Gedanke. Hierbei ist die Gedankenkette, der Ball auf dem Bach, ungebunden von der Last der Historie, die normalerweise mit unserem Denken einhergeht. Dieser Kindesgeist steht hier stellvertretend für den erleuchteten Geist, der Moment auf Moment auf Moment erlebt.
Sich nähern kann man diesem unbefangenen Kindesgeist durch Achtsamkeit und Verweilen im Jetzt (wie im Zen): Wenn ich esse, dann esse ich; wenn ich trinke, dann trinke ich; wenn ich sitze, dann sitze ich …
Das alles dient weniger der Bereicherung des Allgemeinwissens, sondern eher als Anleitung zur Kontemplation, wobei ich das hier natürlich stark verkürzt und deutlich weniger eloquent als Watts wiedergegeben habe. Ich hoffe, ich konnte die Grundidee trotzdem einigermaßen rüberbringen.
Der Podcast ist übrigens auf Spotify verfügbar, falls es jemanden interessiert.
Schönen Abend noch!
06/04/2024 um 19:07 Uhr als Antwort auf: Cannabis und Psychosen: wird der Risikofaktor überschätzt? #343237Dem würde ich entgegenhalten, dass die positive Wirkung auf die Gesundheit dann nicht am Alkohol liegt, sondern an der Geselligkeit, die man durchaus auch ohne Alkohol haben kann. Es ging mir ja auch eher darum, wie bestimmte Studien interpretiert werden. Ich selbst finde Alkohol in Maßen auch nicht problematisch und trinke gerade ein Bier. ;)
06/04/2024 um 18:47 Uhr als Antwort auf: Cannabis und Psychosen: wird der Risikofaktor überschätzt? #343228Dass unterschiedliche Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, was die Risiken von Drogen betrifft, finde ich kein bisschen überraschend. Und dass die Drogenpolitik nicht unbedingt auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht, genauso wenig.
Es gab vor circa 15 Jahren mal eine Studie zum Schadenspotential verschiedener Drogen, die David Nutt im Auftrag irgendeiner offiziellen Stelle durchführte, der britischen Regierung oder des Gesundheitamtes, ich weiß es nicht mehr genau. Jedenfalls kam er zu dem Schluss, dass Psychedelika wie LSD, Psilocybin und auch MDMA ganz unten rangieren, was das Schadenspotential betrifft; Alkohol war unangefochtener Spitzenreiter (also am schädlichsten), noch vor Heroin. Auf welchem Platz Cannabis landete, weiß ich nicht mehr genau, es war aber auch eher in der unteren Hälfte. Das gefiel den Auftraggebern der Studie aber wohl nicht, und Nutt wurde kurz darauf seines Amtes enthoben.
In den 60iger Jahren wurde diskutiert, ob LSD die Chromosomen schädigt. Einige Studien kamen zu den Ergebnis, dass es das tat, andere Studien bewiesen das Gegenteil. Nachdem MDMA Ende der 80iger für illegal erklärt wurde, „bewiesen“ einige Studien, dass der Konsum zu „Löchern“ im Gehirn führt. Einige Zeit später kam allerdings heraus, dass die Studie nicht mit MDMA, sondern mit Methamphetamin durchgeführt wurde. (Letzteres habe ich in der Dokumentation „How to change your mind“ auf Netflix gesehen, die auf dem gleichnamigen Buch von Michael Pollan beruht und von Psychedelika handelt.)
Mal abgesehen davon, dass Studien zu Drogen gelegentlich politisch instrumentalisiert werden, ist aber auch die Fragestellung, ob Cannabis Psychosen auslösen kann, nur schwer zu beantworten. Wie du, @ardentglow, ja schon geschrieben hast, kann man kaum langfristige Interventionsstudien durchführen, und Beobachtungsstudien kranken eben oft auch daran, dass man alle möglichen Korrelationen finden kann und womöglich bestimmte Zusammenhänge übersieht, wie wohl auch die von dir erwähnten Studie aufgezeigt hat.
Ein weiteres Beispiel dazu: Es geisterte längere Zeit in den Medien die Idee herum, dass Alkohol in kleinen Mengen sogar gesundheitsförderlich sei. Dazu gab es wohl eine (Beobachtungs-)Studie, die einen J-förmigen Verlauf zwischen Alkoholkonsum und Gesundheitszustand zeigte, d.h. Leute die keinen Alkohol konsumierten waren etwas ungesünder als solche, die ein bisschen konsumierten.
Eine dänische Studie (davon hat mir mein Hausarzt erzählt) hat dann aber wohl nachgewiesen, dass es keine Menge Alkohol gibt, die nicht toxisch ist. Eine mögliche Erklärung für den J-förmigen Verlauf der anderen Studie ist, dass in der Menge von Leuten, die überhaupt keinen Alkohol trinken, aber etwas ungesünder sind, auch diejenigen enthalten sind, die krankheitsbedingt (z.B. wegen Alkoholismus) keinen Alkohol trinken dürfen. Dadurch werden dann Ursache und Wirkung verdreht, was ein typisches Problem bei der Interpretation von Beobachtungsstudien ist.
Zu Cannabis selbst hat wohl jeder so seine Meinung. Ich persönlich finde die hiesige Drogenpolitik und die pauschale Verteufelung von Drogen im Großen und Ganzen lächerlich.
Ein letzter Punkt noch, dann bin ich auch fertig: In der Presse wird ja gerne vom x-fach erhöhten Risiko von irgendwas gesprochen. Das klingt ja auch schön dramatisch. Jedem mathematisch zumindest mit Grundkenntnissen ausgerüsteten Menschen sollte dabei aber klar sein, dass ein 5-fach erhöhtes Risiko z.B. von 0,0001% auf 0,0005% immer noch verschwindend gering sein kann.
29/03/2024 um 20:21 Uhr als Antwort auf: Recherchen, die mehr zeigen: Krank durch Meditation? Die unbekannten Gefahren #341255Ich habe das Video gerade gesehen. Reißerisch fand ich es nicht unbedingt. Ich fand nur, dass es die Probleme, die Leute beim Meditieren bekommen können, überhaupt nicht richtig herausgearbeitet hat. Die beiden Betroffenen haben nur eher kurz darüber gesprochen: der eine hatte wohl eine Art Dissoziation; die Frau war von ihrem negativen inneren Dialog überwältigt. Ansonsten blieb das eigentliche Problem aber seltsam abstrakt und unbenannt. Man hätte die Psychologin ja mal fragen können, welche Probleme das denn sind, die in der Literatur seit Jahrhunderten bekannt sind.
Oder lag es an mir und ich habe es nicht richtig mitbekommen, weil ich – welch Ironie – zu unaufmerksam beim Schauen war? ;)
Man kann sich religiösen Texten auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen Vorannahmen nähern, finde ich. Dabei ist es, glaube ich, wichtig, sich diese Vorannahmen bewusst zu machen. Einerseits kann man religiöse Texte wörtlich nehmen – mein Eindruck ist, dass Atheisten dies gerne tun, um aufzuzeigen, inwiefern religiöse Texte unserem modernen wissenschaftlichen Weltbild oder unseren heutigen Moralvorstellungen oder einfach nur einander widersprechen. Die implizite Annahme dabei ist natürlich, dass es so etwas wie übernatürliche Wahrheiten nicht gibt und alle Aussagen über Menschen und die Welt allein mit naturwissenschaftlichen Mitteln und unserer Vernunft untersucht werden sollten.
Eine andere Annahme wäre etwa, dass es so etwas wie höhere, transzendente Wahrheiten gibt und religiöse Schriften, zumindest in Teilen, auf diese Wahrheiten in symbolischer Form verweisen. Dabei muss man nicht zwangsläufig Gott als höheres Wesen mit ins Spiel bringen – es genügt, anzunehmen, dass Menschen in der Lage sind, solche höheren Wahrheiten auf die eine oder andere Art zu erkennen (im Rahmen mystischer Erfahrungen z.B.) und diese dann sprachlich auszudrücken, so unvollkommen die menschliche Sprache als Medium dabei auch sein mag.
Ich kann beiden Standpunkten etwas abgewinnen.
Die Schwierigkeit beim Konzept der transzendenten Wahrheit ist allerdings, dass sie über die menschliche Vernunft hinausgeht und somit nur schwerlich mit den Mitteln der Vernunft überprüft werden kann. Der amerikanische Philosoph Ken Wilber (der dem Buddhismus zugeneigt ist) führt hierbei die Unterscheidung zwischen prä- und transrational ein. Beides ist un-vernünftig, also irrational, aber das eine verweist auf höhere Erkenntnis, das andere ist einfach nur emotionaler Unsinn, Bullshit usw. Diese beiden voneinander zu unterscheiden, ist nicht so ganz einfach. Und natürlich kann man auch die Existenz transzendenter Wahrheiten an sich in Frage stellen (wie es die meisten Atheisten und Wissenschaftsgläubigen vermutlich tun).
Betrachtet man religiöse Schriften als etwas, das symbolhaft über die Grenzen menschlichen Erkenntnisvermögens hinauszudeuten versucht, so geht es dann darum, in der Auseinandersetzung mit ihnen eine ganz persönliche, individuelle Intuition für das zu entwickeln, auf das sie verweisen.
So weit die Theorie. Ich selbst muss zugeben, mich noch nie wirklich intensiv mit klassischen religiösen Texten auseinandergesetzt zu haben. Vielleicht bin ich dafür zu kopfgesteuert und zu sehr im Vernunftdenken verhaftet. Mich sprechen deshalb eher philosophische, gelegentlich auch mal spirituelle Texte an; das dürfen aber auch gerne solche sein, die mich an die Grenzen des durch Vernunft Fassbaren führen.
Die beste phänomenologische Studie zum Stimmenhören, die ich kenne, ist diese hier von Angela Woods, von der Durham University (englisch): https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4580735/
Ich war mir eigentlich sicher, die schon mal gepostet zu haben, konnte aber eben mit der Suche nichts finden. Vielleicht war es auch vor Ewigkeiten im alten Forum.
@pink-floyd: Die Unterscheidung zwischen „im Kopf“ und „im Ohr“ wäre für mich dann die zwischen „gedankenartig“ und „auditiv“. Dass das eine dissoziativ, das andere psychotisch sein soll, höre ich allerdings zum ersten Mal. Interessant. Ich habe noch nie Stimmen im Ohr gehört, immer nur im Kopf, und psychotisch wird das bei mir eigentlich auch nur, wenn ich den Stimmen Glauben schenke – dann kann es wahnhaft werden – oder wenn, bei zu schneller Medi-Reduktion, die Intensität einfach zu groß wird. Das ist dann so ein Zustand mit Dauerbeschallung 24h und Schlaflosigkeit, den ich nicht lange aushalte.Die Idee, sich inhaltlich mit seinen Stimmen auseinanderzusetzen und einen positiveren Umgang damit zu lernen, wie Romme/Escher es propagieren, finde ich sehr begrüßenswert, obwohl ich zugeben muss, dass ich persönlich lange Zeit Schwierigkeiten damit hatte, diesen Ansatz im Speziellen auf meine eigenen Stimmen zu übertragen. Und ich weiß bis heute nicht, ob er bei mir fruchten würde.
Was mich allerdings ein wenig skeptisch stimmt, sind Aussagen in der Richtung, dass Stimmenhören normal sei und kein Zeichen einer Krankheit, ja dass das Stimmenhören, bei dem Menschen darunter leiden, die Ausnahme sei. Ich bin mir nicht sicher, ob da nicht Stimmenhören mit Stimmenhören vermischt wird. ;)
Ich könnte mich ja z.B. auch hinstellen und behaupten, dass jeder Mensch schon mal ein Piepen im Ohr hatte und damit ganz gut zurechtgekommen ist, und dass Tinnitus die Ausnahme eines an sich nicht krankheitswertigen Symptoms sei.
Was ich auch noch damit meine, Stimmenhören mit Stimmenhören zu verwechseln ist, ob die Leute bei der zitierten Studie zum Thema Stimmenhören wirklich im vergleichbaren Sinne Stimmen gehört haben wie ich (oder andere hier Betroffene). Denn man sollte dabei schon genau unterscheiden – wenn ich vor dem Einschlafen plötzlich höre, wie jemand meinen Namen ruft, dann ist das doch nicht das Gleiche, wie wenn im Alltag plötzlich Gedanken/Stimmen in mein Bewusstsein dringen, die ganz klar nicht meine eigenen sind, sich fremd anfühlen und ohne Unterlass auf mich einplappern. Wenn ich den Begriff des Stimmenhörens aber so weit fasse, dass alles mögliche, das irgendwie einer „Stimme im Bewusstsein“ ähnelt, darunter fällt, ist es ja kein Wunder, wenn ich zu dem Ergebnis komme, dass viele Menschen schon einmal Stimmen gehört haben und damit kein Problem hatten.
Ein früherer Arbeitskollege von mir – intelligent und aufgeschlossen, ich habe mich prima mit ihm verstanden – kam einmal zu mir ins Büro und verkündete ganz begeistert, er habe festgestellt, dass er einen inneren Monolog / Dialog habe. Er war zu dem Zeitpunkt Anfang/Mitte dreißig. Ich war angesichts dieser Erkenntnis von ihm ein wenig sprachlos – ich hatte von meinem inneren Dialog schon Kenntnis seit ich denken konnte und dachte, jeder Mensch hätte so etwas bzw. wüsste darum. Warum ist das relevant? Ich bin nicht sicher, wie er auf die Frage geantwortet hätte, ob er schon einmal Stimmen gehört hat … (also: vielleicht war für ihn der innere Monolog auch so etwas wie eine Stimme)
Kurz gefasst: Die Aussage, Stimmenhören sei nicht unbedingt eine Krankheit, ist mir zu undifferenziert; der psychotherapeutische Ansatz von Romme/Escher und anderen, um Leuten zu helfen, die unter dem Stimmenhören leiden, ist aber sehr gut, glaube ich.
Dass es Leute gibt, die im gleichen Sinne Stimmen hören wie einige hier im Forum und damit entweder von Anfang an gut klarkamen oder es im Laufe der Zeit gelernt haben, will ich damit übrigens gar nicht in Frage stellen.
@Cellardoor: Hypnagogisch – Bewusstseinszustand beim Einschlafen; hypnopompös – Bewusstseinszustand beim Aufwachen (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Hypnagogie)
Ätiologie – untersucht die Ursachen für das Entstehen einer Krankheit (https://de.wikipedia.org/wiki/Ätiologie_(Medizin))
Ich glaube, du hast das richtig verstanden. Halluzinationen im Wachzustand haben nicht unbedingt etwas mit REM-Prozessen zu tun, aber es gibt eine große Schnittmenge zwischen ihnen, sowohl phänomenologisch als auch neurobiologisch.
Ich habe eben in einem Podcast gehört, dass Personen mit DID (Dissociative Identity Disorder) Träume haben können, in denen mehrere ihrer Persönlichkeiten gleichzeitig auftreten; sie nehmen diesen gemeinsamen Traum dann aber aus der Perspektive der jeweiligen Persönlichkeit wahr und erinnern sich auch aus dieser Perspektive daran. Faszinierend! Auch, wenn es nicht direkt mit Stimmen zu tun hat … (Deirdre Barrett hat das untersucht, falls es jemanden interessiert, die Studie kenne ich aber nicht.)
Wenn man sich bewusst macht, dass unser Bewusstsein uns jede Nacht eine vollständige Welt vorgaukelt, die uns zudem auch noch genauso real und plausibel vorkommt, wie die „Wachwelt“, dann sind Stimmen oder andere psychotische Phänomene eigentlich gar nicht so erstaunlich, finde ich. Aber Träume vergessen wir erstens meistens schnell wieder und zweitens wird ihnen in unserer modernen Gesellschaft im Allgemeinen nicht allzu viel Beachtung geschenkt (seltsam eigentlich); psychotische Symptome im Alltag gelten hingegen als etwas Verrücktes, das – in den meisten Fällen – der Behandlung bedarf. Und persönlich habe ich lange Zeit gebraucht, um meine Stimmen als psychotisches Symptom einigermaßen akzeptieren zu können.
Was Stimmen und Träume betrifft, habe ich bei mir ein kurioses Phänomen beobachtet: In manchen Phasen, in denen ich Stimmen hörte, setzte sich das Stimmenhören auch in meinen Träumen fort. Ich hörte in den Träumen die Stimmen also genau so, wie als ich wach war. Sie waren wie Fremdkörper in meinen Träumen und entsprangen diesen nicht etwa. Ich kann es nicht besser beschreiben … aber während mein eigenes Bewusstsein vom Wachzustand in den Schlaf- und dann Traumzustand überging, änderten sich die Stimmen überhaupt nicht – die brabbelten einfach unverändert weiter. Das war unglaublich nervig, dass ich nichtmal im Schlaf vor ihnen Ruhe hatte …
Ich halte es durchaus für möglich, dass auch gesunde Menschen beim plötzlichen Absetzen von NL nach längerer Einnahme eine Absetzpsychose entwickeln, allein aufgrund des Wirkmechanismus von NL und der Anpassungsleistung des Gehirns. Aber natürlich ist das nur Spekulation, denn Studien wird es dazu wohl kaum geben, und die offlabel verschriebenen NL bei Schlafproblemen sind wohl eher niedrigpotente Medikamente, bei denen so etwas dann, wenn überhaupt, nur sehr selten vorkommt.
Dass die Symptome, bei denen Schizophrenie diagnostiziert wird, sechs Monate anhalten müssen, bevor man die Diagnose Schizophrenie ausstellt, war mir übrigens nicht bewusst (oder ich hab es vergessen). Ich glaube, bei mir kam die Diagnose viel früher …
Ich bin. Wir sind. Die Welt ist in uns. ;)
-
AutorBeiträge